..und zwar bitteschön nicht nur zum lesen auf dem Klo...



Kolossal
Die Ansicht, Science Fiction sei zwar durchaus unterhaltsam und geistig anregend, verfüge aber grundsätzlich nicht über das Potential zu guter Literatur, hört man allerorts. Zwar dürfen diverse Werke, die man aus einer Laune heraus oder aufgrund des Umschlagtextes erworben hat, nach der Lektüre gleich dem Altpapierbehälter anvertraut werden, dennoch ist die oben genannte Aussage mehr als nur kurzsichtig. Letzen Endes ist die Qualität eines literarischen Produkts immer vom Talent des Erzeugers abhängig. Viele SciFi-Autoren mögen ihr womöglich vorhandenes Schreibtalent gerne mal links liegen lassen und ausgefeilten Visionen oder technischen Details mehr Aufmerksamkeit zuwenden als sprachlicher Finesse und Form. Nicht so Dan Simmons. Dessen Werke "Hyperion" bzw. "The Fall of Hyperion" zeigen, wie packend und anspruchsvoll spekulative Literatur sein kann (und eigentlich auch sein sollte).


Beide Bücher liegen in deutscher Übersetzung in einem Band als "Die Hyperion-Gesänge" vor, erschienen beim Heyne Verlag.
Hier den Inhalt des über 1400-seitigen Pageturners umreissen zu wollen, wäre töricht. Soviel sei aber gesagt: wer (nur) eine packende Space Opera als Reiselektüre sucht, sollte besser die Finger von diesem Wälzer lassen. Wer hingegen bereit ist, sich auf eine Pilgerfahrt mit ungewissem Ende zu begeben und die Konfrontation mit einer gelungenen Mischung aus philosophischen, technischen, politischen und spirituellen Inhalten nicht scheut, dem wird die Zeit mit diesem Werk sicher nicht zu lang.



MultiVersal:


Frank Schätzing wird vutor des Science Fiction /Öko-Thrillers "Der Schwarm" in erinnerung sein. wer tiefere Einblicke in die Welt der Meere wünscht, aber den Griff zu langweiligen geophysikalischen, biologischen oder paläontologischen Abhandlungen scheut, der sollte sein Augenmerk hierauf richten:


Eine äußerst kurzweilig erzählte Geschichte von... ja. offen gesagt, von Allem. Wir erinnern uns: "Am Anfang war die Erde sehr heiss, dann kamen die Dinosaurier. Die starben aus und wurden zu Erdöl, Das haben jetzt die Scheichs..."
In etwas ausführlicherer aber wirklich spannender Form berichtet Schätzing vom entstehen des Sonnensystems über die Evolution des Lebens in den "Ursuppen" unseres jungen Planeten bis hin zur heutigen Zeit. Er zaubert dabei nichts aus dem Ärmel, sondern greift auf den Fundus jahrelanger Recherchen züruck, der sozusagen als "Abfallprodukt" der Arbeit für den "Schwarm" übrigblieb. Dennoch hat man beim lesen keinesfalls den Eindruck, hier einer Resteverwertung beizuwohnen, mehr eine Art amüsantes "Galileo"-Special in Überlänge und in CimemaScope. Zum "in-einem-Rutsch-durchlesen" ebenso geeignet wie zum gelegentlichen reinschnuppern. Prächtig.



 Grenzbereiche:

Wo Science Fiction und Fantasy-Literatur sich treffen befinden wir uns im -oftmals überstrapazierten- Bereich der Mystery... in der Twilight Zone, sozusagen. Was seit Stephen Kings ersten Schritten in aller Munde und  den "X-Files" Kult zu nennen ist, nimmt man ja igentlich kaum noch zur Kenntnis nehmen. Schade, wenn einem dabei einer der ganz großen der Branche entgeht:

Tim Powers.


Eine meiner letzten Erwerbungen (die bislang noch nicht in einer deutschen Ausgabe vorliegt) beweist wieder einmal Powers´ Fähigkeit, reale Geschichte und historische Persönichkeiten in einen fantastischen Kontext zu setzen. Langsam Fahrt aufnehmend bringt uns Powers auf die Spur einer mysteriösen Machine, die anscheinend in der Lage ist, in die Zeitlinie einzugreifen und  geschehenes ungeschehen zu machen... bis hin zur Auslöschung der gesamten Lebensgeschichte einer Person. Was Albert Einstein, Charles Chaplin, ein europäischer Geheimbund, der Mossad sowie ein kleines Mädchen aus San Bernardino damit zu tun haben, wird spannend aber unaufgeregt entwickelt. Schauplatz ist mal wieder (wie schon beim herrlichen "Expiration Date") Kalifornien, wo anscheinend doch mehr vibes in der Luft liegen als anderswo...
Kein page turner, den man in einer Nacht durchliest (wie dereinst "Die Tore zu Anubis Reich"), dafür ein Buch, das vielleicht ein bischen mehr Eindruck auf
Dauer hinterlässt. Schön.


Wir Freunde spekulativer Literatur nehmen ja als Bildungsbürger allzu gern für uns in Anspuch, (viel) mehr zu wissen als der Rest...
...dabei übersehen wir gern, dass man sich auf der Suche nach zu knackenden Rätseln nicht erst in Galaxien "..die nie ein Mensch zuvor" etc. herumtreiben muss, denn das Rätselhafte hat man oft direkt vor der Nase.



Wie uns dieses famose Werk auf sehr unterhaltsame Art zeigt, sind Wissenschaftler zwar selten um kluge Antworten verlegen, aber dennoch in vielen Fällen tatsächlich nicht in der Lage, Beweise oder auch nur brauchbare Erklärungen für anscheinend längst erforschte oder bekannte Dinge zu liefern. Wer hätte gedacht, dass bis heute noch niemand zufrieden stellend erklären kann, weshalb und womit Katzen schnurren ?!  Wie und warum Klebend eigentlich funktioniert (ja, ja, dass es funktionert weiss ich selbst, kann ja jeder für sich feststellen, aber was läuft auf molekularer Ebene wirklich ab, hm ?) ... Weshalb verfärbt sich das Laub im Herbst wirklich ? Und wer  von uns glaubt, die Frage des Tunguska-Ereignisses sei tatsächlich gelöst, hat offenbar zu viel "Akte X" geschaut....
Die Autoren Kathrin Passig und Aleks Scholz sind unter anderem auch Redaktuere des Weblogs RIESENMASCHINE der Zentralen Intelligenz Agentur Berlin (ZIA). Nach Klappentext "Das erste Buch, nach dessen Lektüre Sie garantiert weniger wissen als zuvor". Finde ich auch, aber das dafür auf hohem Niveau. Toll.
Rowohlt Berlin ISBN 978 3 87134 569 2


Zum Thema "Bibel und co."..


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Dieses Sammelsurium könnte zu einem wahren Standardwerk werden und sollte meines Erachtens in keinem Bücherschrank fehlen. Insgesamt 90 internationale Rezensenten stellen hier ihre Lieblinge vor, die als "Platte für die Insel" taugen. Natürlich kann man schwerlich mit allem einverstanden sein, was hier als Großleistung angepriesen wird und es ist bestimmt keine Schande, wenn jemand kein Album von  Neneh Cherry sein eigen nennt... aber die Tendenz stimmt. Alle hier vorgestellten Platten sind für sich genommen gut, viele waren richtungsweisen und so manches Album ist tatsächlich essentiell. Auch wenn mein Geschmack  in dem einen oder anderen Punkt von dem der Autorinnen und Autoren abweicht, so verschafft die kurzweilige Lektüre der hier versammelten Artikel neue Einblicke und macht so manches Mal den Griff in den ollen Plattenschrank (oder den Gang zum Fachhändler...) zur Forschungsreise. So werde ich jetzt wohl  "Ragged Glory" von Neil Young & Crazy Horse auflegen und über Mr. Youngs Weisheit reflektieren "...das Ganze ist ein großer, wachsender und glühender Sound" (N. Young, 1990). Yessir !
Editon Olms Zürich ISBN 978 3 283 00526 9


 

Viele unter uns -so darf ich mal unterstellen- sind neben der Raum-Schifffahrt auch von der "althergebrachten" Variante fasziniert. So manche(r) erlag in der Jugend auch klassischem Seemannnsgarn à la C.S. Forrester o.ä. (da bekenne ich mich durchaus selber schuldig)...
Allerdings mangelt es doch vielen am ausreichenden geschichtlichen und technischen Background. Hier isser:
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Dieses Werk ist ein gefundenes Fressen für Schiffsfreaks aler Art. Neben zahlreichen Illustrationen ist es voller Daten über historische Schlachten, schillernde Persönlichkeiten und erklärt so nebenbei viele Fachbegriffe auf unterhaltsame Art. Da ist zwar sicher nichts für den "echten" Segler oder passionierten Historiker, aber für Liebhaber der
abenteuerlichen Seefahrerromantik immerhin ausreichend.
Die Autoren Hans J. Alpers und Karin König finden im Glossar sogar David Feintuchs SF-Romanreihe um den Weltraumhelden Nick Seafort erwähnenswert... da weiss man, woran man ist !
=> erschienen 2005 im Area Verlag, ISBN 3899960548

 


 

Irgendwie dazu passend, was dem Herrn Alpers (s. oben) der Nick Seafort ist für mich Dame Honor Lady of Harrington, Captain of the List, R.M.N.
Wie bitte

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In ihren ersten Abenteuer (Originaltitel "...on Basilisk Station") schlägt sich die Serienheldin auf ihrem ersten eigenen Kommando, der nicht eben optimal ausgerüsteten HMS Fearless, schier unlösbaren Problemen herum, für die sie unorthodoxe Lösungen findet... Schon ab der ersten Seite sieht sich der Leser in die Welt der Großsegler und Dreispitzhüte zurückversetzt. Aus gutem Grund: der Autor David Weber schöpft nicht nur aus dem vollen Wortschatz der Segler, sondern schaftt es auch (mit einiger künstlerischer Freiheit), die technischen und physikalischen Details seiner literarischen Welt so zurecht zu drehen, dass sie dazu passen. Da lässt man Breitseiten feuern, (Energie-)Segel setzen und Seiten antreten, was das Zeug hält. Alles mit einem verschmitzten Seitenblick auf C.S. Foresters Horatio Hornblower-Romane (man bemerke allein die Initialien H.H. der Heldin) und einem kräftigen Schuss Ironie gewürzt. Ein Süchtigmacher... alle Bände bisher erschienen im Bastei Verlag



Um dem Herrn Seafort aber auch zu seinem Recht zu verhelfen, gleich hintendrein:

Die Welt des Nicholas Ewing Seafort ist verstörend. Die Raumflotte der Vereinten Nationen bedient die Routen zwischen der Erde und ihren Kolonien im All; die Menschheit scheint politisch endlich geeint. Dennoch herrschen auf Erden alles andere als paradiesische Zustände. Urbane Ballungsgebiete verkommen im großen maßstab zu Slums und werden von einer überforderten Regierung gleich ganz aufgebeben. Draußen im All glänzt auch die Flotte der UN ("...die feinste Militärische Truppe der Menschheitsgeschichte..") nicht gerade vor menschlicher Wärme. Knallhart geht es zu.. Sir, ja Sir... Helm ab zum Gebet.. und störrische Fähnriche machen sehr schnell mit dem Rohrstock Bekanntsachaft. Wer sich allzu sehr an die Umgangsformen der Starfleet auf der Enterprise & Co. gewöhnt hat, der kommt hier hart ins Schlucken. Dies Bild einer eher düsteren Zukunft wird bar jeder Heinlein`schen Ironie und auch ohne Cyberpunk-Coolness vorgetragen. Nach kurzer Eingewöhnung entpuppt sich das ganze aber als außerordentlich lesenswert. Autor David Feintuch legt im Gegensatz zu seinem Kollegen Weber (siehe oben) weniger wert auf (pseudo-)physikalische Klimmzüge, die Raumfahrzeugen eín Segelschiffen ähnelndes Verhalten aufzwingt, sondern verlässt sich ganz auf die zwischenmenshliche Spannung, die auf gewisse Art sicher mit der in der Royal Navy ca. anno 1800 durchaus vergleichbar sein dürfte. Bedingt durch die Dauer von Raumfahrten (trotz Hyperramsprungtechnik sind zahlreiche Orientierungsaustritte aus dem Hyperraum, zeitraubende Beschleunigungs- Brems- und Konvoimanöver erforderlich) zählt hier, nicht anders als zur zeit der großen Segler, die Geduld zu den herausragenden Tugenden eines Raumfahrers. Versorgungsengpässe, Krankheiten, Meutereien sowie die Angst vor Übergriffen feindseliger Aliens, die die Strahlensignatur von Hyperantrieben zu spüren scheinen, machen eine Raumfahrt zu ener oftmals monatelangen Tortur für Körper und Nerven. Prickelnd dabei finde ich vor allem, dass der "Held" Nick S. ein Charakter ist, mit dem man sich -vor allem zu Beginn- nur schwer identifizieren möchte. Er ist oft unbeherrscht, launisch, wurde streng religiös erzogen und schwankt andauernd zwischen Selbstzeifeln auf der einen und zielstrebigem "Kopf-durch-die-Wand" Verhalte auf der anderen Seite. Über mehrere Bände hinweg kann man den Anfangs noch blutjungen Fähnrich Seafort, der sich ungewollt in der Rolle eines Schiffskommandanten wiederfindet, auf dem Wege über sein erstes "richtiges" Kommando, Einsatz "an Land" als Leiter der Flottenakademie usw. Schritt für Schritt begleiten. Reinlesen !

-auch zu haben bei Bastei-

 

Hier ein Vorbild unter den Vorbildern:
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C(ecil) S(cott) Forester (eigentlich: Cecil Lewis Troughton Smith) hat mit seinen Romanen und den imaginären britischen Seehelden Horatio Hornblower schon so manchem Flausen in denm Kopf gesetzt, will sagen: auch in geborenen Landratten eine gewisse Sehnsucht nach schwankenden Planken unter knarrenden Wanten geweckt. Dies mag hauptsächlich daran liegen, dass Forester in den insgesamt 11 H.H.-Büchern nicht nur die nautische Karriere seines Helden spannend erzählt, sondern nebenbei ein Füllhorn seemännischen Fachwissens über dem geneigten Leser ausschüttet, das es eine wahre Freude ist. Auch wenn die mir hier vorliegende neue Taschenbuchausgabe (Ullstein) nicht an die mit reichhaltigem Appendix versehene gebundene (und längst vergriffene) Haffmans-Ausgabe heranreicht: das Lesevergnügen für Jungs und Junggebliebene ist, wie ich kürzlich feststellen durfte, ungetrübt. Also: Mann Spill zu Anker lichten ! An die Vorsegelschoten ! Großmarsbrassen ! Salutgeschütz klar !...


 Inspirierend: was hat die Fantasie des geneigten SF-Lesers anzuregen geholfen, bevor die heute gängige Schwemme von Kino / TV / VHS / DVD uns mit Bildern vollpumpte ? Die Buchcovers und -illustrationen natürlich !


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Einer der größten Meister dieser hohen Kunst war (und ist es, für mich) Christopher Foss. Seine Fähigkeit, out-of-this-world-Technik zwar auffallend kunterbunt, aber dennoch greifbar und realistisch darzustellen, sucht ihresgleichen. Seine konzeptionellen Arbeiten für Filme wie "Superman" (den 1978'er natürlich), "Alien" und Alejandro Jodorowskys -leider nicht realisierte- "Dune"-Version haben bei vielen nach ihm großen Eindruck hinterlassen.
Den Band "21 Century Foss" gibt es seit einiger Zeit nun auch auf deutsch, beim Moewig-Verlag unter dem Klasse-Titel () "Raumschiffe von Foss". Ach, wer hätte das gedacht... da sind aber nicht nur Raumschiffe drin. Ätsch. Trotzdem: reinschauen !

Hintergrundmusik
von Ch. Kumpe.
Dieses Werk ist
NICHT im Handel
erhältlich;
dafür gibt es
-zum Trost-
die etwas "härtere"
Gangart hier:
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Für alle Liebhaber
guter Musik
und Freunde der
klingonischen (!)
Sprache. Qapl'a !
heute haben sich hierher getraut: 1 Besucher: bravo, weiter so !
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