Jawoll. Kunst ! Trennt Euch von der Vorstellung, das die "bunten Bildchen" nur Schund sein müssen. Wenn man den unüberschauberen Wust billig produzierter Mangas im Buchladen anschaut, kann man natürlich auf solche Gedanken kommen. Aber keine Bange: es gibt sie noch, die richtigen, anspruchsvollen Comics.
Der Eindruck, neues zu entdecken entsteht bei Comics, die man nach längerer Zeit zum wiederholten Male zur Hand nimmt, komischer Weise eher als bei einem Roman, den man zum zweiten Male liest. Liegt vielleicht zum, Teil an der Art, wie wir Bildinformationen verarbeiten, mit Sicherheit aber auch daran, ob und wie wir Comics wahr- und
ernstnehmen. So manches "Schundheftchen", das man als Kind ob der bunten Bilder verschlingt entpuppt sich -mit erwachsenen Augen betrachtet- als Werk, dass Stück für Stück seine Anspielungen, Zitate, Bilddetails usw. preisgibt. Im Falle von Valérian et Laureline (deutsch: Valerian und Véronique, im
Carlsen Verlag erschienen)

trifft dies in besonders starkem Maße zu. Wer als Kind im Magazin "Zack" (erinnert sich überhaupt noch jemand daran ?) die arg zerissenen Stories verfolgte, durfte sie in Albenform zunächst mal völlig neu erleben und schließlich, gefiltert durch mehrere Jahrzehnte des Film- und TV-Konsums erwacht schließlich die Erkenntnis, dass in den Valerian-Comics viele Bestandteile moderner SciFi-Märchen vorweg genommen wurden (man achte nur mal auf die Ähnlichkeit der "XB982", Valerians Raum-Zeit-Schiffes mit Han Solos "Millenium Falcon"... ach übrigens: die XB982... hat die schon mal jemand als Kartonmodell versucht ?)... diese und andere Vergleiche hier für Skeptiker zum nachlesen im
1930s Culture Blog (köstlich, übrigens):
http://1930sblog.blogspot.com/2008/07/mzires-and-christin-valrian.html
Toll durchdachte Story, schöne graphische Umsetzung und gute Gags, ohne dabei allzu sehr ins alberne abzugleiten. Ein guter französischer Bande dessinée, eben.
Ausgelöst durch den momentanen Hype um den "Dunklen Ritter" Batman (auf schwedisch: Lädärlappen,

) sollte man sich doch ruhig auch mal nach den gedruckten Vorbildern umsehen.
Hier gelang Alan Moore (text) und Dave Gibbons (Zeichnungen) ein wahrer Glücksgriff. "Watchmen"

Ein ausgesprochen düsterer Blick auf die gesamte Genre, praktisch völlig frei von Ironie oder beschönigender Bilder.
Das ganze spielt in einem Paralleluniversum, ausgehend davon, dass es -beginnend in den vierziger Jahren- in den Vereinigten Staaten tatsächlich maskierte Rächer à la Batman gegeben hat; darunter auch außergewöhnlich Begabte. Mit deren Hilfe wurde das organisierte Verbrechen ausgehebelt, die Superbegabung eines Helden ermöglicht neue, umweltfreundliche Technologien, kippt das Rüstungsgleichgewicht deutlich zugunsten des Westens und die USA haben anderem sogar den Vietnamkrieg gewonnen. Eine bessere, schönere Welt ? Ha, ha (würde der "Comedian" jetzt wohl sagen...). Wir schreiben das Jahr 1985, maskierte Helden gehören der Vergangenheit an, denn sie wurden für illegal erklärt (nachdem der Mohr seine Schuldigkeit getan...); die fraglichen Damen und Herren fristen ihr spießbürgerliches Frührenterdasein. Bis auf einen. und der wird sehr hellhörig, als ein Ex-Held nach dem anderen mysteriösen "Unfällen" zum Opfer fallen. Gibt es eine Verbindung ?
Die Auflösung hier zu verraten wäre natürlich mehr als unsportlich, aber diese Rahmenhandlung tritt bei der Lektüre ohnehin hinter der Schilderung der finsteren Winkel einer Welt, die der unseren gar nicht so unähnlich sieht, ohnehin deutlich zurück. Das Werk erschien einst beim Carlsen-Verlag in der "Editon ComicArt" im großen Albumformat in sechs Bänden und ist, soweit ich feststellen kann, so leider nicht mehr erhältlich.
Im Jahre 2005 erschien bei
Panini Comics nochmal eine
Ultimate Edition. , 2005,
ISBN 3-89921-972-4 (mit neuer Colorierung und Extraseiten)
Kunst ? Aber hallo !
In diesem schönen Band:

erhält man nicht nur Einblicke in Arbeitsweise und Leben eines der bedeutendsten Vertreter der europäischen
Comicszene, sondern vor allem auch die "dunkle Seite" dieses für seine funny Comics bekannten Mannes.
André Franquin besitzt nämlich einen nicht zu unterschätzenden Sinn für schwarzen Humor, den er in seinen Serien "Spirou", "Gaston" und den Geschichten um das putzige Marsupilami nicht so ganz ausleben mochte...
(hehehe)
Edition Kunst der Comics ISBN 3-923102-08-9
und weil die Beschäftigung mit Herrn Franquin so reizvoll ist, steigen wir gleich in eine seiner populärsten Arbeiten ein:

Nachdem Franquin die Geschichte um Spirou und Fantasio von Robert Velter ("Rob-Vel") im Jahre 1946 übernahm, entwickelte er die Abenteuer der zuerst eher hölzern agierenden Protagonisten zur echten Abenteurserie, die den Rahmen der klassischen Franko-belgischen Funny Comics erheblich erweitern half. Jeder Band fügt dem 'Spirouversum' neue Facetten hinzu; auch die nach und nach hinzugefügten ständigen Nebenfiguren (vor allem der Graf von Rummelsdorf, das
Marsupilami sowie das ewig nörgelnde Eichhörnchen Pips) entwickeln sich zu unverzichtbaren Elementen. Franquins Zeichenstil tut sein übriges: fast jedes größere Panel ist eine Augenweide, voll geographischer, architektonischer oder technischer Details. Der überzeugte Pazifist Franquin karikiert beonders gerne mit (sehr) spitzer Feder jegliche Form militärischen, bürokratischen oder technologischen Wahnsinns... perfektes Opfer: die Zustände im fikitven Lateinamerikanischen Staat Palmubien, der Heimat des Marsupilamis... köstlich.
weiter:

Lang ist's her (1988), als Enki Bilal, ein in Serbien geborener und in Frankreich arbeitender Künstler diese wahnwitzige, düstere Zukunftsvison zeichnete... Zur Story: Die altägyptischen Götter sind zur Erde zurück gekehrt. Ihr -selbstverständlich- pyramidenförmiges Raumschiff schwebt, auf Betankung wartend, über dem Pariser Raumflughafen. Die Stadt, ein totalitärer Stadtstaat, versinkt allmählich im Chaos. Während die Regierung das Volk mit "Brot und Spielen" von eigenen Elend und der Bedrohung von außen ablenkt, spielt der Gott Horus sein eigenes Spiel. Seine Spielfigur: Alexander Nikopol, ein aus erzwungenem Tiefkühlschlaf wiedererweckter "Knackie", den er für seine Pläne einzusetzen gedenkt....
erschienen bei Ehapa
ISBN-10: |
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3-551-02728-5 |
Ein Klassiker (nicht übertrieben):
Die Luftdichte Garage (des Jerry Cornelius)
...von Jean Giraud / Moebius. Immer nach dem Motto "beschreiben... kann man das nicht !" Ist die Luftdichte Garage entweder eine von Major Grubert konstruierte oder eine von Jerry Cornelius erträumte Welt. Klar soweit ? Und wer ist der geheimnisvolle Bogenschütze ? Wird Ingenieur Barnier die gefährliche letzte Überprüfung erfolgreich durchführen können ? Fragen über Fragen... wen es nicht stört, auf Antworten verzichten zu müssen, ist bei der Lektüre dieses ungewohnt erzählten Meisterwerks gut aufgehoben. Die mir vorliegende, leider vergriffene Version vom Volksverlag ist schwarz/weiss, es gibt wohl auch eine colorierte Ausgabe, habe dazu aber leider keine Bestellnummer etc.